Historische und Topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg – Onolzbach

Historische NachrichtHistorische und Topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg – Onolzbach ...

von Gottfried Stieber

Enderes, 1761

S. 696 - 701

Schalckhaussen. Ein in dem Inbegriff des Ober=Amts Onolzbach, eine kleine Stunde von der Fürstl. Residenz-Stadt dieses Namens, gegen Abend, an dem Holzbach gelegenes Dorff. Es findet sich darinnen eine an das Decanat zu Leutershaussen gewiesene der Jungfrau Maria und dem heil. Nicolao ehehin geweyhete Kirche, Pfarr und Schul, ein Freyherrl. Seckendorffisches Wohnhauß mit einem wohleingerichteten Garten, ein schön erbautes Sommerhauß und ansehnlicher Garten, so dem mit nurgedachten Freyherrl. Hauß genau verwandten Freyherrl. Geschlecht von Lyncker zustehet, dann eine starcke Gemeinde, welche mit der Fraisch- dann Dorffs- und Gemeind-Herrschafft dem Hof-Casten-Amt zu gedachten Onolzbach unterwürffig. Zu Beobachtung der herrschafftlichen Waldungen ist ein eigener Förster dahin angeordnet.

Es wird dieser Ort in Urkunden mittlerer Zeiten Schalchusen genennet, und gehörte damahlen mit zu der Herrschafft der berühmten Advocaten von Dornberg, von welchen eine Linie alda ihren Ansitz hatte und den Namen davon führte, wie oben unter dem artic. Dornberg, des mehrern gemeldet worden, welcher Ansitz, oder kleine Burg, zwar långstens eingegangen, jedoch, wie die in des Herrn Hof-Cammer- und Landschaffts- Rath Hirschen alda besitzenden Guth, und besonders in dessen Garten, ohnfern des obern Wirthshauses, davon noch vorhandene augenscheinliche Spuhren zu erkennen geben, auf einer Anhöhe in die Runde in ziemlicher Grösse erbauet, und mit einem Wasser-Graben der zwar jetzu ausgedrocknet und mit Graß bedecket, umgeben war, und gegen die Mitte einen starken viereckigten Thurn hatte, dessen Grund 19 Schuhe tieff unter der Erde stunde, wie sich im Jahr 1737 als solcher eröffnet, und die in selbigem vorhanden gewesene Steine zu andern Gebrauch heraus genommen und zu Gebäuden verwendet worden, veroffenbahret, wie dann die Höhle, wo solcher Thurn ehehin gestanden, nunmehro als ein angenehmes mit Gras bewachsenes tiefe Bassin zu sehen ist. Im Jahr 1331 wurde dieser Ort mit der Stadt Onolzbach von Graf Ludwig von Oettingen, an den solcher, nebst der übrigen Dornbergischen Herrschafft, durch Erbgangs-Recht, nach Absterben Wolfframs Advocaten von Dornberg, des letzten aus diesem Hauß, gelanget an Burggraf Friederichen IV. von Nürnberg käufflich überlassen.

Die dasige Kirche und Pfarr gehörte ehevorigen Zeiten zu dem Archidiaconatu in Rangowe, und besonders zu der Probsten Onolzbach. Im Jahr 1349 wurde solche von dem Bann und Interdict, darein sie wegen der gegen den verstorbenen Kayser Ludwig aus Bayern, bey dessen Stritt-Händeln mit denen Päbsten, bezeigten Partheylichkeit gerathen, absolviret. Im Jahr 1529 sqq. machte sich der damalige Pfarrer daselbst Hanns Hechtlein, und einige andere Personen aus dasiger Gemeinde des Anabaptismi, oder der irrigen Lehre der Wiedertäuffer sehr verdächtig, worüber besonders gedachter Pfarrer zu Onolzbach in grosse Verdrüßlichkeit gerieth, und endlich des Fürstenthums verwiesen wurde, wie in Herrn Dechants Georgi Nachricht von der Stadt und dem Marggrafthum Onolzbach cap. XIII. pag. 75. Sq. des mehrern zu ersehen. Im Jahr 1543 findet sich Sebastian Faber, als erster Evangelischer Pfarrer daselbst. Daß diese Pfarr einige mal mit der Pfarr Neunkirchen vereiniget, und beede zugleich von einem Subjecto eine Zeit lang versehen worden, habe bereits oben bey dem art. Neunkirchen beygebracht, deme hier noch anzufügen, daß die im Jahr 1264 zum ersten mal beschehene Absonderung dieser vorher als ein Filial von der Mutter-Kirche zu Neunkirchen gewesenen Kirche, und Erhebung derselben zu einer eigenen Pfarr, mit vorgängigen Rath obiger zu Schalckhaussen ansäßig gewesenen Advocaten aus dem Hauß der von Dornberg, und auf vorhero beschehene Regulirung der zu dem Unterhalt eines eigenen Pfarrers erforderlicher Einkünffte, vollzogen, und darauf annoch in besagtem 1264. Jahr die Kirche erweitert, auch das erste Pfarr-Hauß erbauet worden. Im Jahr 1352 wurde ein neuer Altar in selbige eingerichtet, und in der Ehre der Jungfrau Maria, S. Joh. des Evangelisten und S. Ottilia geweyhet, und mit verschiedenen Reliquien, darunter auch insonderheit einige Überbleibseln von dem Cörper des heil. Gumberti, versehen. Im Jahr 1376 wurde der dasige Kirch-Thurn erbauet. Im Jahr 1423 wurde die Kirche weiters mit einem neuen Altar vermehret, und dieser zur Ehre der heiligen Otilgen und Gilgen auch aller zwölff Botten geweyhet. Um diese Zeit war diese Pfarr mit der Pfarr Neunkirchen wiederum vereiniget, welches daher erhellet, weilen bald darauf, nemlich im Jahr 1435 am Donnerstag vor Lichtmeß beede wiederum von einander abgesondert, und nach Schalckhaussen ein eigener Pfarrer verordnet wurde. Im Jahr 1658 den 17. Martii starb der bisherige Pfarrer zu Schalckhaussen Joh. Leonhard Gallus, wornach, in Ansehung des desolirten Zustandes dasiger Gegenden, welche sich von denen in dem vorgewährten dreytzig jährigen Krieg erlittenen überhaufften Drangsalen, seit dem errichteten Westphälischen Friedens- Schluß noch nicht erholet hatten, vor nöthig erachtet wurde, zu besserer Unterhaltung eines zeitigen Pfarrers alda, dem Successori Sebald Cramer die zu gleicher Zeit erledigt gewesene Pfarr Neunkirchen mit anzuvertrauen, dessen Nachfolger Aegidius Müller im Jahr 1664 auch die benachbarte Pfarr Elpersdorff dazu erhielte, welche letztere beede aber im Jahr 1671 wiederum davon separiret, und dem neu angenommenen Pfarrer zu Neunkirchen Philipp Rörnern übergeben wurden.

Im Jahr 1617 wurde der Kirchthurn und Kirchen-Gebäude zu Schalckhaussen nothdürfftig repariret, auch im Jahr 1716 von der Gemeinde eine neue Orgel in die Kirche, auch im Jahr 1719 neue Glocken, und ferners in Jahr 1757 eine neue Uhr auf den Thurn angeschaffet, ingleichen im Jahr 1742 der dasige Kirchhof oder Gottesacker erweitert. Von denen Unglücks-Fällen dieses Orts ist zu berühren, daß dasiger Kirch-Thurn bereits zum drittenmahl nach und nach durch Wetterschlag hefftig beschädiget worden, nemlich im Jahr 1617 den 14. Juny, weiters im Jahr 1637 den 22. Juny, wobey zugleich der Kirchner mit getödtet, anbey Thurn und Glocken-Stuhl zerschmettert und die Glocken herunter geworffen, und dann im abgewichenen Jahr 1760 den 23. April früh um halb 7 Uhr, wobey sowohl das Dach an Ziegeln und Sparren, als auch der Glocken-Stuhl am Gebälck, nebst der Uhr, sehr ruiniret, auch verschiedene Personen in und ausser dem Glocken-Hauß gerühret und verletzet worden. In denen Jahren 1645, 1646 und 1647 geschahen öfftere feindliche Einfälle dahier, weswegen die meiste der dasigen Einwohner in Onolzbach ihre Sicherheit suchten, und sich dahin falvirten.

Endlich ist noch anzufügen, daß sich in einer Urkunde von dem Jahr 1373 eine adeliche Famille dieses Namens, und insonderheit Hans von Schalckhaußen, zu Sachsen gesessen, vorfindet, von welchem aber nicht erwiesen werden kan, daß solcher auf einige Weiße in dem Ort Schalckhaussen begütert, oder mit der ehemaligen Linie der Advocaten von Dornberg verwandt gewesen.

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