Burg Dornberg und ihren früheren Besitzern

Bayerische Annalen für Vaterlandskunde und Literatur, Dritter Jahrgang 1835, Erste Hälfte, MünchenBurg Dornberg

Denkwürdigkeiten von der Burg Dornberg und ihren früheren Besitzern

Die noch im 16. Jahrhunderte östlich von Ansbach auf waldbekränzter Höhe mit Thürmen, Mauern und aller andern Wehr stattlich versehene Burg Dornberg war einst der vornehmste Sitz des hoch angesehenen und großbegüterten Geschlechtes der Edel-Freyen von Dornberg, welches ehevor in seinem ersten Aufblühen, soweit die Spur seines Herkommens hinaufreicht, von dem alten Thurn und Burgstall, zu Schalkhausen, den Namen „von Schalkhausen“ geführt hat. Die Erbauung des Schlosses Dornberg zu welcher die Vermehrung und der zunehmende Wohlstand des Geschlechtes Veranlassung gegeben haben mag, setzen wir mit Wahrscheinlichkeit in die zweyte Hälfte oder Mitte des zwölften Jahrhunderts. Unter obigem alten Namen begegnet uns zuerst Wolfram von Schalkhausen (de Scalchusen), welcher im J. 1144 lebte. - Wenn schon nicht undeutlich zu bemerken ist, daß die Gründung ihrer Wohnsitze in diesem entlegensten Striche der alten Diöcese Würzburg schon von Anbeginn mit der politischen Existenz, der Aufnahme und dem Wachsthume des Chorherrnstiftes St. Gumprechts (in Onoldsbach) in naher Beziehung stund, so sehen wir noch deutlicher, daß die von den Bischöfen von Würzburg, als ihren Lehensherren, ihnen übertragene erbliche Schirmvogten über das genannte Stift ihr Auskommen am meisten befördert, und zu ihrem nuchherigen Ansehen und Reichthum den Grund gelegt hat. Im Jahre 1157 (1164) erscheint Wolfram der Jüngere von Schalkhausen als Verweser dieses Amtes unter dem Herzog Friderich (Kaiser Friderichs des Zweyten Sohne) als dem wirklichen Vogt und heißt daher Advocatus secundus Ecclesiae Onolsbacensis. Nur erst in der Neige des zwölften und zu Anfang des 13 Jahrhunderts führt den Namen von dem neuen Schlosse: Konrad von Dornberg, Burggraf (Burghüter) zu Nürnberg; einige Jahre darauf sind aber die von Schalkhausen und von Dornberg allein mit der Kastenvogtey des St. Gumprechts-Stiftes belehnt, und Rudolf der Vogt von Schalkhausen nennt sich noch abwechselnd bald de Scalkehusen, bald Advocatus de Dornberch, bald kurzhin: Rudolf von Dornberg (in den 1235 -1251)[1]. Als ihn schon die Hoffnung verließ, von seiner Gemahlin Cunegunde mit erblicher Nachkomenschaft erfreut zu werden, entschloß er sich, aus billiger Rücksicht gegen das Hochstift Würzburg, von welchem er und seine Vorältern mit so reichlichen Lehen versehen worden, dem Bischof Hermann von Würzburg und seinem Stifte, auf den Fall, daß er ohne Kinder verstürbe, seine Burgen Dornberg und Lichtenau, sammt der Vogtey über das Stift zu Onolzbach, als ihr völliges Erbe zu verschreiben, und durch Vermächtniß zu hinterlassen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß seine Gemahlin Kunegunde die Veste Lichtenau und ein jährliches Einkommen von 100 Pfund Nürnberger Münze zu einem Gedinge oder Witthum auf ihre Lebenszeit oder so lange verbleiben müsse, bis ihr beydes nach seinem Tode von dem Stifte oder den Bischof mit 600 Mark Silbers abgelöst würde. Zur Erkenntlichkeit machte ihm der Bischof etwelche Zinse aus bisherigen Lehen zu Eigen, und verlieh ihm 6 kleine Waldhuben aus dem Forste um Onolzbach mit deren Zehenten zu neuem Lehen, er gab auch noch außerdem das Versprechen, wenn in seinen Onolzbacher Amtsbezirke etwa eine Burg oder irgend ein anderes festes Werk aufgeführt werden sollte, sie mit Keinen aus seiner Ritterschaft zu besetzen, der ihn, Vogt Rudolfen von Dornberg, an Vermögen und Gewalt übertreffe. Dieses Vermächtniß geschah zu Würzburg am 5. Juny, 1246, in Beyseyn der Prälaten und Chorherren von dem Dom und von dem Stifte zum Neuen-Münster; von Ansbach hatte er den Chorherrn Heinrich als den Schreiber und Verfasser der Urkunde mitgebracht. Im Rath der Vorsehung war es anders beschlossen, und Rudolf ward noch ein glücklicher Vater von zwey Söhnen, Rudolf und Wolfram. Rudolf, der Aeltere, Vogt von Dornberg, starb ums Jahr 1258. Seine Gemahlin Kunegunt nennt sich bereits im folgenden Jahre eine Wittwe (Relicta) und führt das Prädikat: Advocatissa de Dornberg. Beyden wurde von den Chorherrn des St. Gumprechts-Stiftes ein feyerlicher Jahrtag begangen: Dem Vogte am 6. April - Kunegunden seiner ehelichen Hausfrau am 8. März. Dabey war verordnet, den Kanonikern und Vikariern eine festgesetzte Spende an Geld nebst einem guten Trunk Weins zu reichen. Der jüngere Sohn Rudolf starb wenige Jahre nach seinem Vater, und Wolfrain, der andere Bruder, war jetzt älleiniger Erbe alles angestammten und nachhin erworbenen Besitzthumes seiner Vorältern, größtentheils Lehen von dem Bischof und dem Stifte zu Würzburg. Zu derselben Zeit in dem Jahre 1259 wurde ihn von dem Bischof Iring zu Würzburg die Stadt Ansbach mit allen Einkünften und Gefällen um 200 Mark Silbers verpfändet, und ihre Wiederlösung von seinen Nachfolgern auf dem Stifte fernerhin gänzlich außer Acht gelassen.

Wie die alte Veste zu Schalkhausen mit dem Dorfe und der Kirche daselbst, so war auch das Schloß Dornberg sammt allen seinen Zugehörungen vor Alters in dem Pfarrsprengel von Neunkirchen begriffen. Im Jahr 1264 aber berathschlagten die Edelleute von Schalkhausen mit der ganzen Gemeinde und einer erwirdigen frawen von dem Dormperg wegen Versetzung der Pfarre gen Schalkhausen, ein Unternehmen, dessen Ausführung bey dem Widerwillen des Neunkircher Pfarrvolkes gegen diese ihm allerdings nachtheilige Veränderung manche Schwierigkeiten darbot. Die gekränkte Gemeine hatte in ihrer Erbitterung sogar gedroht, denen von Schalkhausen, wenn sie die Sache durchsetzen würden, den Taufstein auszubrechen denn es waren gar muthwillige und verwegene Leute, und darum saß der Pfarrer nicht gern bey ihnen. Aber man wußte ihren Trotz zu beugen, und der Pfarrwechsel gieng auf eifrigen Betrieb der edlen Frau von Dornberg, welche gar großen Fleiß daran kehrte, ohne üble Folgen von statten. In demselben Jahr wurde St. Niklas Kirche zu Schalkhausen erweitert, und hierauf von Neuem geweihet, in der Ehre Gottes, der heiligen Maria, St. Niklas, und aller Heiligen. Die beträchtlichen Kosten der Weihung wurden von der Gebieterin allein bestritten.

Wolfram von Dornberg wollte den frommen Vorsatz seines Vaters Rudolf in Absicht der Stiftung einer Vikarey in dem Onolzbacher Stifte in Erfüllung bringen, und schuf zu dem Ende im Einverständniß mit dem Bischof von Würzburg zu der St. Martinskapelle in genanntem Stiste 16 Malter Waizen und 8 Malter Haber dazu 6 Pf. Häller als Stiftungskapital aus den Zehenten und Gefällen von dem Dorfe Strüt, die er von denen zu Lehen trug, an welchen gleichwohl auch der Stiftsdechant und das Kapitel zu Onolzbach Theil gehabt, welche jedoch ihrem Rechte darauf entsagten, mit Ausnahme von 4 Maltern, welche man dem Dechant, rücksichtlich der Pfarrkirche daselbst, jährlich ab zureichen schuldig war. Es wurde auch von Seite des Dechanats und Kapitels so wie von dem Stifter für gut befunden, daß der jezeitige Kaplan der vorbesagten Kapelle Chorvikar in dem Stifte seyn möge, dem Dechant Gehorsam und Ehrerbiethung gelobe, den Chor besuche, seine Woche im Chor halte, und wie ein Kanoniker unter der Zucht des Dechants stehe auch, daß er an dem Jahrtage Rudolfs von Dornberg von der obigen ihn zugewendeten Summe 2 Pf. Hl. dem Stifte anzuweisen habe, und von dem Weine, welchen man insgemein unter die Chorherren auszutheilen pflegte, nur Einen Becher bekommen solle; doch habe der Vikar in selbiger Kapelle den Kirchendienst zu verwalten, und darin nach Gebühr und Brauch die Messe zu celebriren, wofür ihm auch das auf dem Altar der Kapelle fallende Opfer zukommen soll. Wenn jedoch bev feyerlichem Gottesdienste mit lauter Stimme im Chor gesungen wird, so soll dem Vikarier nicht erlaubt seyn, bey Verrichtung des heiligen Meßopfers ebenfalls laut zu intoniren, damit der Chor nicht gestört werde; wo fern aber das Kapitel wegen Abgangs seiner Präbendenv in den Fall käme, den gewöhnlichen Gottesdienst beschränken oder auszusetzen, dürfe der Vikar in Abwartung des ihm obliegenden kirchlichen verharren, nur bey übermäßiger Beschwerung Kirche (propter enormem laesionem ecclesiae) habe auch er, mit dem Kapitel, den Gottesdienst einzustellen, wenn er nicht etwa aus eigner Andacht mit Stimme die Messe sprechen wollte. Das Patronatsrecht dieser Vikarey solle des mehrbenannten Vogts und seiner Nachkommen seyn, so zwar, daß sie zu derselben dem Dechant und Kapitel einen tüchtigen Priester vorzustellen haben, welcher von letzteren die Bestätigung erhalten soll. Man ließ ihm auch freye Gewalt, in seinem letzten Willen nach Willkühr und wie es ihn seinem Heile förderlich dünke, über seine Habe zu verfügen. Die Vikarey soll keinem von den Chorherren des Stifts verliehen werden, wär es aber, daß bemeldter Vikar zum Kanoniker und Chorbruder erwählt würde, so sey jene Vikarey, nachdem er in den Genuß der Stiftspräbende getreten ist, für erledigt zu achten, und könne ungehindert an einen Andern vergeben werden. - Durch diese für das Wohl der Kirche und die stets genwünschte Vermehrung des Gottesdienstes aufs Beste geeignete Stiftung und Uebereinkunft, welche Berthold im Jahre 1277 bestätigte, wurde auf beyden Seiten das durch manches von den Vögten an der Geistlichkeit begangene Unrecht locker gewordene Band der Freundschaft und des Vertrauens wieder fester geknüpft  Im versöhnenden Geiste des Evangeliums - den Todten und Lebendigen vergebend - geneigt und willig, über das Geschehene den Schleyer der Vergessenheit zu ziehen, jetzt aber auch zu Wiedervergeltung des Guten, ertheilten der Dechant, in seiner Macht als Erzpriester des bischöflichen Stuhles zu Würzburg, und das Kapitel des Stiftes zu Onoldsbach weiland Rudolfen von Dornberg und seinem Sohne Wolfram, mit Verwarnung gegen Rückfall, die Lossprechung von aller, aus Ursache der dem Stifte und seinen Angehörigen zugefügten Schäden zu büßenden Schuld.

Wolfram, Vogt von Dornberg, erzeugte mit seiner Gemahlin Reyze (Reycza, Richza) angeblich aus dem Geschlechte von Ortenburg, drey Töchter, von denen die älteste, Elisabet, Graf Friderichen von Oetringen, die zweyte, Namens Anna, denn Grafen Ludwig von Dettingen, des Vorigen Bruder, und die jüngste, Kunegunde Heren Gottfried von Heydeck vermählt wurde. Alle drey Schwestern traten in früher Jugend zum Altar. Sophia von Dornberg, deren Sippe aber unter den bisher bekannten Personen dieses Geschlechts noch nicht mit Gewißheit ausgemittelt ist, wollte ihr reines Herz nur dem himmlischen Bräutigam weihen, und nahm den Schleyer in dem unlängst zuvor von Graf Ludwigen von Oettingen gestifteten Kloster Kirchheim, Cisterzienser-Ordens, in welchem sie letztlich im Jahre 1296 zur Aebtissin erwählt ward.

Nach dem Lebensalter zu urtheilen, welches man dieser Würde voraussetzen kann, möchte sie eher ein Schwester, als eine Tochter Wolframs von Dornberg gewesen seyn. Daß sie diesem Geschlecht wirklich angehört, beweist das in der Kapelle der Aebtissinnen inwendig über der Thüre angemalte Wappen desselben, welches auch seine bisher noch zweifelhaften Farben zu verläßig richtig darstellt.

 Die „Herrschaft zu dem Dornberg“ begreift bis ihrer gänzlichen Auflösung und Theilung folgende in sich, als da sind Vesten, Dörfer, Güter, Zinse, verschiedene Rechte und Herrlichkeiten, und eine nicht geringe Anzahl edler ritterbürtiger Dienstmannen.

1) Die alte Veste zu Schalkhausen, mit dem Theil des Dorfes und dem Kirchensatze daselbst.

2) Die Burg Dornberg mit ihren beträchtlichen Zugehörungen.

3) Die Burg Vestenberg, beyde vom Stift Würzburg zur Lehen rührend.

4) Neuseß (Niusaze, Niweseze) eine kleinere Burg ob dem Dorfe gleiches Namens , „der neue Sitz“ der Vögte von Dornberg; die nun angebaute Höhe, der sie ehemals stand, heißt noch heutiges Tages im Burkstall.

5) Die Burg Lichtenau, freyes Eigen, daraus auch ihre Burgmänner von Adel gesessen.

6) Die von Alters her angeerbte Schirmvogtey über das Stift des heiligen Gumprecht und dessen Güter.

7) Die Vogtey der Stadt Onolsbach, letztere dem Bischof von Würzburg gehörend und der Stiftsprobstei daselbst auf deren Aemtern zu Rügland, Celle (Weihenzell) und an die Rezat, welche Amtslehen sämmtlich von Bischof Mangold im J. 1299 den Tochtermännern und Erben Wolframs von Dornberg verliehen wurden.

8) Die Stadt Ansbach selbst, in unabgelöster Pfandschaft so.

9) Ein Theil an der Burg und Stadt Winspach (Windsbach) die Wolfram von Dornberg um's Jahr 1280 von Graf Ludwigen dem Aeltern von Oettingen erkauft hatte, und seiner Tochter Kunegunde zur Aussteuer gab.

10) Die Vogtey auf den Gütern des Klosters Heilsbrunn in dem Dorfe Aurach (St. Peters-Aurach), welche Wolfram im J. 1281 mit Willen des Bischofs Berthold von Würzburg, von welchem er sie zu Lehen trug, dem Abt Rudolf verkaufte.

Außerdem besaßen die Herren von Dornberg beträchtliche gült- und zehentbare Güter in folgenden Orten, welche meistentheils, je nach ihrer Lage, zu einer der obengenannten Burgen gehörten, als nämlich in Steinbach, Sachsen, Immeldorf, Wengenstatt, Deßmannsdorf, Bernhardswinden, Hennenbach, Elpersdorf, Neunkirchen, wo sie auch einen festen gemauerten Sitz oder ein Schlößlein hatten, Tautenwinden, Beutenloh, Neuenbrunn, Hag, Petersaurach, Schlauersbach, Meinhardswinden, Kurzendorf, Lengenfeld, Neudorf, Eckenleiten, Strüt, Höfstetten, Durendorf, Grüb; auch einige Aktivlehen zu Gülchsheim, Jckelsheim und Reickerstal, weiter hinein gegen Würzburg.

Besonders merkwürdige Ereignisse in dem öffentlichen Leben Wolframs von Dornberg sind uns nicht bekannt, obwohl dasselbe durch sein einflußreiches Verhältniß zu der Kurie von Würzburg, durch seine offenbaren Verbindungen an den Höfen anderer Fürsten und Großen des nachbarlichen Gebiets, und durch seine Theilnahme an vielen wichtigen Verhandlungen sowohl unter diesen letzteren, als auch unter dem höhern Klerus und der Ritterschaft augenscheinlich große Mannigfaltigkeit gewann, und schon durch den öftern Wechsel seines Aufenthalts in steter Bewegung erhalten wurde. Unter allen der wichtigste urkundliche Akt, welchen er mit König Konradin, dem letzten Hohenstaufen, dem alten Grafen Ludwig von Oettingen, Heinrich Grafen von Castell, und Anderen des hohen Adels durch sein Zeugniß bekräftigte, war die im Jahr 1267 von dem Reichsverweser Herzog Ludwig von Bayern zu Gunsten des Hauses Oettingen verfügte Eventual-Lehensfolge der Burggräfin Maria, vermählten Gräfin von Oettingen, in das Burggrafthum Nürnberg und alle übrigen Reichslehen ihres Vaters, Burggraf Friedrichs III. (Von dieser Erbin stammt auch die nachherige Verwandtschaft der Herren von Dornberg mit dem burggräflichen Hause)

Das mit einem altgräflichen Hause angeknüpfte Band der Blutsfreundschaft, das Prädikat Nos Wolframus Nobilis de Dornberch, welches er in urkundlichen Fertigungen gebrauchte, und eine seinem Hause mit Lehens- und Ritterdienst verpflichtete Schaar edler Mannen überzeugen uns, daß die von Dornberg (wie z B auch die Vögte von der Weyda) dem höhern dynastischen Adel, dem 5erren Stande angehörten. Daher hielt auch Wolfram einen seinem Stande angemessenen Hausstaat, auf demselben Fuße wie andere vornehme und ansehnliche Familien. Auf die Hauskapelle in der Burg zu Dornberg war eine eigne Pfründe gestiftet. Diese besaß im J. 1308 Herr Gelbfrad, „Vrawen Richtzen der Vögtin von Dormberg Caplan.“ In dem Gefolge der Herrin giengen zween edle Jungfrauen, Relinde von Merdingen[2] und Elisabet, die ihr das Kleid trugen. Wenn gleich selbst ein Vasall des Hochstifts Würzburg, hatte der Vogt von Dornberg dennoch nicht minder einen eigenen Diensthof; viel rittermäßige Leute reisige Diener und Wappner (Milites), dem Herrn mit Lehenspflicht und auch mit Eigenschaft anhängig, stunden zu seinem Gebot und waren ihm unterthan. Mehrere derselben waren auf seinen Vesten zur Burghut bestellt, Andere zu Schalkhausen, Lichtenau u. s. w. mit Haus und Hof gesessen. So oft der Vogt einen Ritt hinaus in das Land thun mochte, waren diese alle, je nachdem sie berufen worden, zu seinem Dienst und Gefolg bereit mit Roß und Harnisch, mit ihren Glesen und Schilden. - So sind der Herrschaft von Dornberg Dienstleute gewesen (in einer Zeit von etwa 30 Jahren und weiter) die hernachbenannte vom Adel, Ritter und Knechte.

Dietrich der Spieß im J. 1264 - Conrad genannt von Einhardsdorf, Burgmann zu Lichtenau, und Berthold von Aurach 1265 - Günzel von Lichtenau, in den Jahren 1280, 1282 u. f. - Hermann der Templer 1286. Diese vier waren Ritter. Albrecht von Vestenberg, Gottfried von Sondernohe (de Sunderna) - Heinrich von Aurach - der Beringer und sein Sohn Conrad - Conrad der Wirsching von Lichtenau - noch im J. 1319 - Conrad der Günzel noch 1308 - Hermann von Rohr - Ulrich der Spieß, im J. 1293 Schultheiß zu Onolzbach; Dieteich der Spieß, ein jüngerer, war im J. 1318 Burgmann auf dem Dornberg - Heinrich von Velden . Burkhart von Lehrberg (de Lerpaur) - Conrad von Aurach (Petersaurach bey Kloster Heilsbrunn), diese beyde werden im J. 1290 Ritter genannt - Heinrich und Marquard die Vögel, in den Jahren 1286 - 1288 cx.

Indem Wolfram von Dornberg im J. 1288 auf seiner Burg Vestenberg verweilte, wurde er von einer schweren Krankheit befallen, und als er sein Stündlein kommen sah, säumte er nicht, sein Haus zu bestellen und seinen letzten Willen zu ordnen. Seine Tochtermänner Ludwig Graf von Oettingen und Gottfried von Heydeck theilten die traurige Pflicht, dem siechen Vater in weltlichen Dingen den letzten Beystand zu leisten, und bewachten die letzten Augenblicke des Sterbenden, während der ehrwürdige Abt von Heilsbrunn die Sorge für die scheidende Seele übernahm, seine Beichte empfieng, und den nachbarlichen Freund fein gemach zum Tode bereitete. Ueber die Brücke zog unter stillem Huftritt die Mehrzahl von Wolframs Dienstmannen, die an des Herrn Sterbelager beschieden waren. Er verordnete kraft seines am 8 Juny obigen Jahres aufgerichteten Testamentes: man solle von der Erbmasse zuvörderst alle seine Schulden mit Einschluß der für seine Exequien und die Auseinandersetzung seines Nachlasses zu bestreitenden Kosten decken, und schaffte, weil er in der Gruft seiner Vorvordern, und benanntlich seines Vaters, in St. Martins Kapelle bey dem Stifte St. Gumbrechts zu Onolzbach beerdigt seyn wolle, zum Heil seiner Seele demselben Stifte und den Chorherren daselbst 6 Pfd. Häller jährlicher Einkünfte aus seinem Eigen- und Erbgut zu Wengenstatt zugleich mit dem Grundeigenthum desselben, wovon sie seinen Jahrtag mit den größeren Vigilien und gesungenen Messen zu begehen hätten; dabey sollen 4 Pfd. Hl. den anwesenden Chorbrüdern, und 60 Pfenning oder 1/2 Pfund Hl. dem Vikarier der besagten Kapelle als Präsenz ausgerichtet, zur Beleuchtung der Stiftskirche aber 1 1/2 Pfd. verwendet werden. Am Jahrtag seiner Mutter Kunegunde sollen den Chorherren aus einigen Gütern, welche an selbigen Tage als ein Eigenthum an die Kirche übergehen, 2 Pf. Heller zukommen. Zu einem weitern Seelgeräth. so wie auch zu Wiedererstattung und Ersatz alles in Fehden und sonst auf gewaltsanne oder ungerechte Weise an sich gezogenen und erzwungenen Gutes (insbesondere aber solcher Summen, deren Rückzahlung auf keiner vertragsmäßigen Verpflichtung beruhe) schafft und vermacht er 1940 Pfund, welche innerhalb 10 Jahren aus dem Ertrag seiner Güter gezogen und abgeführt werden sollen. Ist dieß alles geschehen, so sollen 24 Pfd. Hl. aus andern Gütern, zugleich mit Abtretung seines Grundbesitzes zu Neudorf (unter Dornberg) in ewige Zeit - gleichfalls noch zu Büßung seiner Sünden, und zu Abtrag aller von ihm verübten, aber ihm nicht mehr erinnerlichen Beschädigungen - gezahlt werden. Zuletzt verfügt Wolfram noch, daß die von ihm und seinen Vorältern alljährlich am Charfreytag zu Schalkhausen vertheilte Almosenspende wie bisher ihren Fortgang haben, und von dem künftigen Herrn des Schlosses Dornberg ausgerichtet werden soll. Zur Vollziehung seines letzten Willens ernannte er den Abt von Heilsbrunn, den Guardian des Barfüßer-Klosters zu Nürnberg, und gemeinschaftlich mit diesen seine Dienst- und Lehensleute, welche bereits unter den Obigen genannt worden sind, - Noch in selbigem Jahr hatte Wolfram, gerüstet mit den Sakramenten der heiligen Kirche, in christlich-ritterlichem Streite ausgerungen und seinen irdischen Lauf vollendet. Er verschied im Angesicht der Seinen, in seiner Burg Vestenberg am 3. September des Jahres 1288. Mit ihm war das alte edle Geschlecht der Vögte von Dornberg im Mannsstamme erloschen. Der erblichene Körper wurde nach wenigen Tagen von dort unter Begleitung seiner verwaiseten Diener und des Abtes und Convents zu Heilsbrunn. welche der Leiche bis zu der Gränze ihres Kirchsprengels folgten, nach dem Stifte St. Gumprechts zur Begräbniß abgeführt, von den Chorherren daselbst unter dem Trauergepränge des Rituals bey strahlendem Kerzenschimmer feyerlich besungen, unter schwellenden Weihrauchdüsten eingesegnet besprengt und in der Erbgruft der St. Martins Kapelle in dem Stift zur Erde bestattet. Sein Jahrtag wurde daselbst gleicher Weise wie der seines Vaters mit Vigilien und Seelenmessen begangen, und jedesmal bey dieser Feyer den Chorherrn und Vikariern. dem Vikarier von St. Martin und dem Küster eine festgesetzte Geldspende verabreicht.

Bey dem im J. 1738 vollendeten neuen Bau der Stiftskirche wurde die zunächst bey den Thürmen befindliche St. Martins-Kapelle, welche die älteste bey diesen Stifte war, sammt mehreren anderen, mit Ausnahme der St. Georgen- oder Ritterkapelle, abgethan und unsichtbar gemacht, so daß auch über der Erde keine Spur mehr davon übrig blieb. Das in derselben aufgerichtete Grabmal Wolframs von Dornberg wurde bey Hinwegschaffung und Ausreutung der ehrwürdigen Alterthümer des Stiftes in die verschont gebliebene Ritterkapelle übergesetzt, wo es bis in die letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts noch zu sehen war, seither aber leider vermißt wird. Das Monument zeigte Herrn Wolframs ritterliche Gestalt in Lebensgröße, stehend mit unbedecktem Haupt, übrigens aber in der vollen Rüstung mit Ring- und Plattharnisch, in erhobener Arbeit gehauen; in dem rechten Arme hielt er das losgegürtete ansehnliche Schwert zu Boden, zur Linken war sein Geschlechtswappen mit Helm und Schild vorgestellt, die linke Hand umfaßte das Helmkleinod. Ueber dem Panzer trug er einen anschließenden kurzen Leibrock (Waffenrock, Wat) ohne Aermel, auf der Brust erscheint wieder das bloße Wappenschild, aber – umgewandt, vielleicht um anzuzeigen, daß solches mit ihm erstorben und untergegangen sey, und hinfort nicht mehr geführt werde. Die Lenden umschloß der mit Rößlein und Gespänge gezierte Gürtel, das altherkömmliche Attribut des Ritterstandes (cingulum militare); die Kniee waren über dem Harnisch mit ausgetriebenen Becken oder Hohlschilden bedeckt. Noch ein drittes kleines Schildlein (von Dornberg) sah man oben zur linken Seite des Hauptes- Die Grabschrift lautete ganz einfach:

anno 1288 do starb her wolfr´ von Dorenberg.

Das Geschlecht von Dornberg führte in dem Schild eine weiße erhöhte Straße, welche denselben schräge rechts in zwey Felder scheidet, deren oberes roth, das untere blau ist, und als Zimier oder Helmkleinod zwey Büffelshörner von gewöhnlicher Form, in den Farben des Schildes, nach der Quere getheilt. - In der Erbtheilung fiel die Burg Dornberg mit der Stadt Ansbach an Graf Ludwigen von Oettingen, welcher von Zeit zu Zeit in jener seinen Aufenthalt nahm, übrigens sie aber mit einem Burgmann (Kastellan) besetzt hielt, der ein Reisiger vom Adel war[3]. Zu gebührlicher Vergeltung und Belohnung der treuen Ergebenheit und wirksamen eifrigen Dienste, welche der Edle Mann, seligen Angedenkens, weiland Wolfram Vogt von Dornberg dem Stifte zu Würzburg bewiesen und geleistet, belehnte Bischof Mangold in Jahr 1299 „die Edlen Matronen“ Elisabet, des alten Vogtes Tochter, Grafen Friedrichs von Oettingen Gemahlin, und deren Tochter Maria mit der Burg und

Herrschaft Dornberg, der Vogtey der Stadt Onolzbach und der in die Vogtey der Stadt Onolsbach und der in die Propstey des St. Gumprechts-Stiftes gehörigen Aemter, und ordnete ihnen zu Lehensträgern und Schirmern den Grafen Ludwigen von Oettingen und Grafen Friedrichen seinen Sohn, der Ersteren Gemahl.

Frau Reyze, Herrn Wolframs von Dornberg Wittwe, lebte nach dem Hinscheiden ihres Gemahls unter den Ihrigen in stiller Zurückgezogenheit. Sie half und steuerte mit freygebiger Hand zu kirchlichen Bedürfnissen bey dem Stifte zu Ansbach, insbesondere zur Ausstattung der St. Martins Kapelle wo man die entseelte Hülle ihres Eheherrn niederließ, und erfreute, wie zu erwarten stund, auch die Geistlichen mit guter Begabung und Spende. Der benannten Kapelle verschaffte sie den jährlichen Bedarf an Wachs durch ein Vermächtniß, von welchem der Kapellan diesen bestreiten solle; demselben Kappellan von St. Martin vermachte sie auch, mit vorbehaltenem Selbstgenuß bis zu ihrem Tode; ein Malter Waizen, Hühner und Käse, welche man ihr aus gewissen Gütern einzudingen hatte. Von der Stiftung und dem Satze, den sie schon vorher für den Jahrtag ihres Mannes gemacht hatte, soll der Kapellan mit dem Küster des Stiftes ein Ewiglicht aus Mohnöl bey Herrn Wolframs Grabe ausrichten und pflegen, an seinem Jahrestage aber sollen noch besonders 4 Pfd. Hl. unter die Stiftsherren vertheilt werden. Diese Stiftungen geschahen am 28. July des Jahres 1309, und wurden mit beygefügter Genehmigung und Bestätigung Graf Ludwig des Alten von Oettingen in seinem und seiner Erben Namen, Elisabetens, Herrn Friedrichs, seines Sohnes Gemahlin und Herrn Gottfrieds von Heydeck, Namens seiner ehelichen Wirthin Kunegund , unter den Insigeln der Wittwe von Dornberg und der obengenannten Personen beurkundet und verbrieft.

Bald nach Vollführung dieses frommen Werkes neigte sich das Leben der Edlen Frau zu seinem Ende, und am St. Burkhartstage (13. Okt.) desselben Jahres 1309 folgte sie ihren Ehegemahl, Herrn Wolfram Vogt von Dornberg, welchen sie 21 Jahre überlebt hatte, durch den Tod in die Ewigkeit nach. Sie wurde neben diesem in der Gruft der St. Martins Kapelle, als dem gemeinsamen alten Erbbegräbnisse dieses Geschlechtes, zu ihrer Ruhe gebracht, und ihr Jahrtag gleichfalls am 15. Oktober bey dem Chorherrnstifte St. Gumprechts nach üblicher Weise begangen. - Der nächste Todesfall in diesem Hause ereignete sich schon innerhalb 1 1/2 Jahren. Elisabeth, des mehrgenannten Grafen Friderich von Oettingen Gemahlin, war im Jahr 1311 nicht mehr unter den Lebenden. [4] Graf Ludwig der Aeltere von Oettingen, Friederich und Ludwig seine Söhne, machten am 14. Oktober 1311 auf ihrem Schlosse Baldern eine Stiftung zu einem Jahrtage für die Abgeschiedene bey dem Chorstift zu Onolsbach, wo ihre Vorältern ihre Begräbnisse haben, mit 4 Pfd. Hl., welche sie von den Einkünften des zur Stiftspropstey gehörigen Amtes Ceste zu beziehen hatten. Elisabeth hinterließ einen Sohn, Friedrich genannt. - Da wir nun von den Lebensumständen ihrer beyden übrigen Schwestern, der Gräfin Anna von Oettingen und Kunegunde von Heydeck, nichts Erhebliches beyzubringen, und von der Zeit ihres Ablebens bis jetzt keine gesicherte Nachricht haben; da überdieß auch der Faden unserer Geschichte des Geschlechts von Dornberg mit der des gräflichen Hauses Oettingen verwebt ist, und sich in diesem zu verlieren anfängt so müssen wir die Verfolgung der letzten Spuren jenes erstern der Sorgfalt öttingischer Genealogen und Biographen überlassen, und richten unsere Aufmerksamkeit allein noch auf die weitern Schicksale der Burg Dornberg.

 

[1]  Rapot von Schalkhausen - 1562 - Hr Walther und Hr Cunrat Schalkhausner – 1264 und 1269 - aller Vermuthung nach, Dienstleute Wappner der Vögte, oder ihrer Burgmänner in Veste zu Schalkhausen, waren die Letzten, welche sich von diesen alten Stammsitze ihrer Herren geschrieben.

[2] Aus der Grafschaft Pappenheim zu Hause. Beyde heißen in dem Todtenkalender des St. Gumprechts.Stiftes pedissequae quondam Dominae Reychenzae de Dornberg.

[3] Siehe oben bey dem J. 1318.

[4] Man hatte bisher fälschlich und im Widerstreit mit der erst angezogenen Schenkungs-Urkunde ihrer Mutter ihren Tod, auf das Jahr 1305 gesetzt; selbst die Stiftsherren von St. Gumbert, welche das Todtenregister geführt, haben sich diesen Fehler zu Schulden kommen lassen.

 

Suchen

Hinweis: Durch die Nutzung dieser Internetseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.