Ansbach und die Herren von Dornberg

Aus dem Buch: Kurzer Entwurff Der ältern Kirchen- und Weltlichen Geschichte Zu Anspach: An dem 20. Aug. 1725 höchst erfreulich erschienenen Geburtsfest der ...
von Johann Wilhelm von der Lith


Ansbach ist vor andern Städten darinnen unglücklich gewesen, dass so wenig von seinen Alterthümern an das Licht gekommen ist und niemand sich die Mühe gegeben hat, an Verfertigungn einer Anspachischen Chronic die Hand anzulegen. Dann obgleich D. Abraham Hosemann A. 1617. anhero geschrieben, dass in der Kayserlichen Bibliothec zu Wien eine Chronic liege, welche ein von Anspach gebürtiger D. Hagler geschrieben habe:

so hat er doch hernach, ohnerachtet der ihm verheissenen Erkänntlichkeit, die versprochene Abschrift davon nicht geschafft, mithin in der That gewiesen, dass der nur dem hiesigen Rath eine Verehrung, dergleichen der auch würklich empfangen, hat abschwäzen wollen. Indessen ist aus alten Manscriptis so viel erweißlich, dass die Gegend, darinnen Anspach gelegen ist, ehemals der Pagus Rangau genennet worden. Wie nemlich ein Theil von Bayern den Namen Norgau, und einige Länder am Rhein, als Rhingau, Breißgau und Sundgau, andere in Schwaben, als Burgau, Ereichgau, Lechgau, Hegau und Allgäu, andere in der Schweiz, als Ergau und Turgau, in den Niederlanden Hennegau, von dem uhralten Gothischen Wort Gid, welches so viel als die Erde heisset, und mit dem Griechischen Wort ... übereinkommt, ihre Benennung bekommen haben; also hat diese Landschafft vordessen den Namen Rangau geführt, deren Bezirck die Grafschafft Abenberg in sich gefasset, und Biss auf Burgbernheim und Windsheim sich erstrecket hat. Will man den Ursprung unserer Stadt untersuchen, so ist aus Julii Caesaris, Cornelii Taciti und Strabonis Schriften bekannt, dass die Teutschen fast gar keine Städte gehabt, sondern sich in Wäldern zerstreuer aufgehalten und sich meistens von Krieg und Raub, von der Jagd und Viehzucht genähret haben. Einer saß hie, der andere dort, nach seiner Bequemlichkeit an einem Brunnen, in einem Feld oder Wald, der ihm gefiel. Also machten sie lange Dörfer, und nahm ein jeder für sich Weite genug, damit das Feuer keinen großen Schaden thun, und sie sich desto leichter mit einander betragen möchten. Ihre Häuser waren alle nur zur Noth gebauet, und zu keiner Lust oder Pracht gemacht; darunter sassen sie halbnacket bey dem Feuer, oder übel gekleidet, und bekamen bey dieser rauhen Lebens-Art so große und starke Leiber, dass sich alle andere Nationen darüber verwunderten. Unter der Regierung Pipini und Caroli M. ist nebst der Christlichen Religion auch eine feinere Lebens-Art eingeführt worden, zumalen nachdem Carolus M. Viele von den überwundenen Sachsen hierher gebracht, welche die Wälder an der Redniz ausgeräutet, wie denn in der Nachbarschafft 2. Dörfer den Namen Sachsen von diesen Innwohnern erhalten haben.
Der erste Anfang von allhiesigen Gebäuden bestund aus dreyen in den Vorstädten gelegenen Höfen, dem Rabenhof, Boggenhof und Knollenhof, welche 3. Höfe auch noch eine zur Vollziehung der Justiz gehörigen Servitut auf sich haben, die von ihrem Alterthum zeiget. Betrachtet man das Lager dieser 3. Höfe, da der eine jenseit der Redniz, der andere zwischen der Redniz und dem Bach, der dritte jenseits des Bachs gelegen ist, so findet man darinnen ein deutliches Merckmahl des Lehens-Art der alten Teutschen, welche ihre Güter und Wohnungen so von einander abzusondern pflegten, wie sie durch Wasser oder andere dergleichen Gränzen von der  Natur abgetheilet waren. Kein Zweifel ist, dass der Name deß Orts Onolzbach von dem im Holz entspringenden und durch die Stadt fliessenden Bach ist entstanden, woraus vor dritthalbhundert Jahren, wie man aus dem alten Chronico Elwangensi ad an. 1459. Freher. Rer. Germ. Script. Tom. 1, p. 463 ersiehet, der Name Onspach gemacht, und endlich diese alte groß-Fränckische Redens-Art nach der hochteutschen Mund-Art in Anspach ist verwandelt worden.

Die erste Herrschaft deß Orts waren die alten Herzoge in Francken: denn dass dies Stadt denenselben unmittelbar unterworffen gewesen, ist unter andern nicht undeutlich zu schliessen aus der Verordnung, welche Bischof Embricho zu Würzburg A. 1139. der hiesiegen Stadt-Pfarr wegen verschafft hat, darinnen es heißt: Haec in praefentia Domini nostri Cunradi Regis tractata & confirmata sunt. Wie nun zugleich viele Zeugen, die dabey gewesen sind, aber kein andere Ober-Herr, der über Anspach zu befehlen gehabt, ausser dem König Konrad, Herzogen in Francken, benennet wird: also ist, da nach dem Tod seines Sohns, Herzog Friderichs von Rothenburg, seine Lande an Kayser Fridericum Barbarossam, Herzogen in Schwaben, als nächsten Anverwandten, fielen, zugleich auch die Stadt unter dessen Botmässigkeit gekommen, welcher seinem zweyten Prinzen, Herzog Friderichen, die allhiesige Advocatiam überließ.
Unter Ihm bekleidete diese Würde Wolfram von Schalkhausen, wie man aus der Unterschrift eines die Stadt-Pfarr betreffenden und A. 1164. ausgefertigten Briefs ersehen kan, die also lautet: Regnante Imperatore Frederico, duce Frederico existente Advocato & sub eo Wolframo de Schalkehusen.
Dieser Wolfram von Schalkhausen ist ohne Zweifel ein Herr von Dornberg gewesen, indem nicht allein das Schloß Dornberg gleich bey Schalkhausen gelegen und darin gepfarret war, sondern auch die Herren von Dornberg ihre Güter zu Schalkhausen, nicht minder in den folgenden Zeiten sowohl die Advocatiam, als auch ein grosses Ansehen in dieser Stadt hatten, wie der von Frau Kunigunde von Dornberg und ihren Söhnen den 1. Dec. 1259, datirte Brief zeiget. Nachdem nun durch den jämmerlichen Tod Herzogs Conradini, welcher den 27. Octobr. 1268 an dem Ufer bey Neapolis enthauptet wurde, der Stamm der Herzoge in Schwaben erloschen war, un den damaligen interregno ein jeder sein Aufnehmen suchte: hatten auch die Herren von Dornberg das Glück, Anspach volends an sich zu bringen. Man pfleget sie insgeheim Grafen zu nennen: Sie selbst aber, ob sie gleich ein Gräfliches Vermögen gehabt, haben sich doch nur Nobiles de Dornberg & Advocatos geschrieben; wie denn auch Heinrich, Herr zu Dornberg, bey dem Thurnier zu Würzburg A. 1235. Unter der Zahl der Freyherren erschienen ist. Der letze von denen allhiesigen war Wolfram von Dornberg, von welchem Rentsch im Brandenburgis. Jeder-Hayn p.169 meldet, dass Er 1278 verstorben sey, und einen Sohn oder Lehens-Folger müsse hinterlassen haben, weil nach Georg Recken Bericht Wolfram von Dornberg 1282 ein heilsbronnischen Brief gesiegelt und unterschrieben. Die beste Gewisheit aber gibt dessen Testament, welches Er den 8. Jun. 1288 zu Vestenberg gemachet, und darinnen dem hiesigen Stift ansehnliche Einkünfte in denen umherliegenden Dörfern und Weiler, Wenigenstatt, Denßwinsdorf, Bernoltswinden, Minhardswinden, Kurzendorf, Elcwinsdorf, Lengenfeld, Neunkirchen, Steinhartsdorf, Hennenbach, Tutenwinden, Beutenlob, Neubrunn, Ekensieten, Hagensteinbach, Aurach, Schlauersbach, und Hofstetten verschaffet, und darauf am 9. Jul. Verschieden ist, da dann auch seine Herren Tochtermänner, Ludwig Graf von Oettingen, und Gottfried Herr von Heideck, sein Testament unterschrieben haben, mit dem Vermelden, dass Sie siene Erbschafft angetrtten. (Nos Ludicus Comes de Oettingen, Nosque Gottfridus de Haideke Nobilis, qui praedicti Advocati hereditatem adivimus) Ob nun zwar hernach bey dem Thurnier zu Schweinfurt A. 1296. noch ein Friderich Herr zur Dornberg gewesen ist, und Sebastina Franck und Martin Zeiler behaupten wollen, dass die Familie deren von Dornberg erst A. 1387. Abgestorben sey; so müssen doch diese von einem ganz andern Geschlecht gewesen seyn, indem Sie sonst nikmermehr würden zugegeben haben, dass das schöne Land und völlige Vermögen obbemelden Wolframs von Dornberg in fremde Hände gefallen wäre. Ob nun wohl durch dessen Tochter Elisabeth, erwähnten Herrn Graf Ludwigs Gemahlin, Anspach zugleich mit dornberg an das Haus Oettingen gekommen war: so hat es doch die Göttliche Vorsehung gefüget, dass es bald darauf denen Herren Burggrafen zu Nürnberg, welöche mit ungemeiner Klugheit, doch nicht anders als durch rechtmässige Wege, Ihre Lande unter Gottes Segen zu vermehren wusten, angediehen ist, und haben es die beyden Herren Burggrafen zu Nürnberg Johann und Albrecht der Schöne im Jahr 1331. Um 23000 Pfund Heller gekauffet; da denn aus dem angeführten Testament Wolframs von Dornberg erhellet, dass ein halb Pfund Heller 60. Denarios ausgemachet hat.
Von der Zeit, wann Anspach ist bevestiget worden, findet sich keine gewissen Nachricht. Indessen ist eine alte und sehenswürdige Bibel, so in dem 12ten Seculo unter dem Stifts-Dechant Goteboldo angeschaffet worden, in der Consistorial-Bibliothec darinnen gleich komen der hiesigen Bürger, die zu denen darauf gewendeten Kosten welche auf 12. Talenta (vermutlich so viel Pfund Heller) sich beliefen, etwas beygetragen haben, Meldung geschiehet, daraus das Alter der Stadt einiger Waffen abzunehmen ist. Ingleichen wird in dem obbemeldtem alten Brief, welchen Kunigunda Advocata von Dornberg und ihre Söhne 1259. Der hiesigen Kirchen gegeben haben, Onolzbach zu dreyen malen eine Stadt genennt; woraus dann zu sehen, wie fälschlich ein neuer Historicus vorgegeben, als hätte es erst im Hussiten-Krieg Mauren bekommen. Vielmehr wie der Grund-gelehrte Polyhistor, Herr Geheimer Rath Pachelbel von Gehag, im summarischen Bericht von der Stadt Onolzbach darthut, ist sie bereits im Jahr 1158. Mit Mauren und Bevestigungen so wohl, dass Bischof Gebhard zu Würzburg sie nicht anderst, als mit einem Kriegs-Heer, hat einnehmen können, verstehen gewesen, die nachmals im Hussiten-Krieg A. 1430. noch in bessern Stand sind gesezet worden. ...

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